Zu Fuss auf Franziskus' Spuren
Pilgertage zwischen Assisi und Rom
"Hier kam Franziskus vorbei" nannte Angela Seracchioli ihren italienischen Führer zum Franziskusweg von La Verna nach Rom, der auch englisch und deutsch vorliegt. Zehn Gefährtinnen und Gefährten waren in den Tagen vor dem Franziskusfest auch auf zusätzlichen und alternativen Pfaden unterwegs. "Con le ali ai piedi" (mit den Flügeln an den Füssen) stand an der Tür von Ritas Pilgerherberge in Rieti. Tatsächlich erlebten wir ebenso geerdete wie beflügelnde Tage unterwegs, bei traumhaftem Herbstwetter und in der "Valle Santa", die wie keine andere Gegend den franziskanischen Spirit der Anfänge erlebbar macht.
Ausgewählte Impressionen stehen bildhaft sprechend für die nachhaltigen Erfahrungen:
Die verlassene Kapelle San Lorenzo bei Contigliano zu Füssen der Sabinerberge berührte die Gruppe beim Mittagessen des vierten Pilgertages. Sie erinnert spontan an San Damiano in Zeffirellis Franziskusfilm "Bruder Sonne - Schwester Mond", und das alte Gemäuer füllte sich für eine Stunde mit neuem Leben.

Hat der profanierte Altar im Lauf der Jahrhunderte je so herzhafte Gemeinschaft erlebt: Dicht um den Steintisch geschart, bereiteten wir unser Picnic und teilten wir die köstlichen Speisen aus dem Tal. Nur das Olivenöl und die Kräutermischung für unsere "aglio e oglio"-Sause, in die wir die köstliche Focaccia tunkten, kam aus Assisis San Masseo mit durch die Woche.
Nach zwei Tagen in Assisi begann unser Weg am Sonntag in Terni. Der Aufstieg aus der einstigen Industriestadt nach Stroncone erwies sich als überraschend waldig und reizvoll. Das Etappenziel winkt in der Bildmitte und verspricht mit seiner Panoramalage auf einem Bergausläufer einen steilen Schlussanstieg!

Weil die Franziskaner in Stroncone Strafgefangene auf Reintegrationskurs in ihrem Kloster beherbergen, haben sie vor einem Jahr im Dorf eine "Casa del Pellegrino" eingerichtet, die von ehrenamtlichen Pfarreimitgliedern betreut wird:

Nach dem Bergweg durch ein schmales Waldtal boten die weiten Prati mit weidenden Pferden eine ideale Szenerie, um den Sonnengesang in einer Variante zu betrachten, in der die Verwandtschaft mit allen Geschöpfen besonders deutlich zum Ausdruck kommt:
Sonnengesang - geschwisterlich
Die folgenden Tage führten rund um die weite "Muschel von Rieti". Die Eremitagen der ersten Brüdergeneration werden nie so intensiv erlebt, wie wenn Pilgernde sich ihnen zu Fuss nähern! Der Blick auf Fontecolombo, das auf einer Felsterrasse verborgen mitten in Wäldern liegt (im Foto leicht über der Bildmitte erahnbar)...

und dennoch einen Blick auf die nahe Stadt und bis Poggio Bustone eröffnet: typisch für franziskanische Timeouts, die die Welt vor Augen behalten!

Zwischen stillen Wegen und inspirierenden Klösterchen: die Stadt Rieti mit ihrem Stolz, die "Mutter Roms" zu sein - durch die Sabinerinnen, die der Sage nach allerdings nicht ganz freiwillig Mütter der Söhne Roms wurden.

Rieti rühmt sich seit der Antike auch, der "Bauchnabel" der italienischen Halbinsel zu sein. Monika tanzt auf dem modernen Denkmal, das unweit unserer Herberge daran erinnert:

Auf den Wegen zwischen Rieti und Poggio Bustone blickten wir auf die bereits durchwanderte südliche und westliche Hälfte des weiten Rietitals:

Und Tag für Tag: Traumwetter! Auch auf der letzten Pilgeretappe, die uns an die verbleibenden Seen der einst weitgehend von Wasser bedeckten Ebene führte!
Hier erhalten die Erzählungen von Franz, der in Fischerbooten unterwegs einen geschenkten jungen Wasservogel und einen gefangenen Fisch wieder freiliess, eine anschauliche Kulisse!


