Spezielle Assisi-Erfahrungen
Ein Plakat in Assisi knüpft an der immer wieder gestellten Frage an: was würde Francesco zu San Francesco sagen, wenn er heute mit uns nach Assisi käme? Liegen Leib und Geist des Poverello in dieser prachtvoll-mächtigen Kirche begraben, wie es eine einheimische Führerin formuliert? Eine aufmerksame Spurensuche lässt den Spirit von Franz und Klara in Assisi sehr wohl lebendig erfahren!

Ein Blick vom Glockenturm des Domes San Rufino auf die Oberstadt: die Welt von Klaras Kindheit und Jugend! Bereits in jungen Jahren sozial und spirituell wach, weit wacher als Franziskus, öffnen sich ihr hier die Horizonte weit über den Wohnturm hinaus. Tipp: der Glockenturm von San Rufino ist jeden Tag ab 10°° offen. Der «orario italiano» ist allerdings flexibel. Der Aufgang ist bisweilen erst ab 11°° zugänglich ????
Die aktuellen Installationen in der Rocca Maggiore stimmen unerwartet besinnlich: eine Spiegelsammlung im Innenhof, berühmte Baudenkmäler Europas aus Wachs in eine Stadt zusammengestellt und sichtlich vergänglich als Kerzen abbrennend...
... und farbige Stoffbahnen im Hauptgebäude der Burg, die an den jungen Francesco erinnern...

In den Carceri lässt sich mit kleinen Gruppen in der «Krypta» feiern. Wir taten es mit unserem indischen Bruder Liman, der sich im Kloster zum Mitleben von Rapperswil einlebt und seine erste Assisireise erlebt hat.

Was nur wenige Assisireisende aus der Schweiz kennen: den Soldatenfriedhof aus dem zweiten Weltkrieg unweit der Kirche von Rivotorto. Berührend sind die Inschriften, die Familienangehörige nachträglich auf die Grabsteine meisseln lassen konnten. «Unser Peter ist einer unter Tausenden, doch für uns einzig»! Wir führten uns an diesem friedvollen Ort heutige Kriege vor Augen, deren Soldaten und das Hoffen und Bangen von deren Angehörigen, und wir sangen ein inniges Friedenslied für unsere aktuelle Welt.

Auf der Südostseite des Subasio, bei den Klosterruinen von San Silvestro, die Fensterwand des Eremo della Trasfigurazione mit dieser Metallikone des Schweizern Mystikers Josua Bösch: Die aufsteigende Sonne scheint durch das Taukreuz, das den Auferstandenen gegenwärtig zeigt!

Wir klopften nach einer Nacht auf dem Subasio in diesem neuen Eremo oberhalb Collepino an, in dem die Karmelitinnen sorella Eliana, sorella Bendetta und sorella Laurenzia leben. Hier der Blick vom nächtlichen Subasiohöhen auf Assisi und seine Ebene...

... und derselbe Blick am Morgen!

Dazwischen der Sonnenaufgang, dem wir im Schlafsack auf dem Gipfel des Berges (1295 müM) genossen.

Ein Tipp für den Rückweg: Vom Eremo della Trasfigurazione führt ein schöner Waldweg nach Collepino und von da der Sentiero del Acquedotto Romano – der Pfad des 2000-jährigen Römischen Aquädukts – auch an heissen Sommertagen schattig nach Spello!

Das Damianokreuz hängt heute in Santa Chiara zu hoch, um Francescos Erfahrung mit «Christus auf Augenhöhe» nachvollziehen zu können, und es verliert inmitten reicher Renaissancefresken die ursprüngliche Wirkung eines Fensters zum Himmel in der dunklen Landkirche von San Damiano.

Es lohnt sich allerdings, den liebevollen Blick des menschlichen Gottessohnes auf der Ikone mit dem herrschaftlichen Christus von San Rufino zu vergleichen (im Dom hängt eine Kopie der Damianoikone passend dem Taufstein gegenüber, wenige Meter vom Portal mit dem Relief des Pantokrators entfernt).

Und Klaras «armer Christus» von San Damiano lebt, auferstanden, lichtvoll und geradezu tänzerisch gegenwärtig!

Wer Franziskus’ Erfahrung mit dem Christus von San Damiano nachempfinden möchte, findet eine stille Einladung in der Krypta von San Masseo. Dessen Tafelkreuz hängt nahezu auf Augenhöhe über dem Altar. Stelle dich, allein in der stillen Krypta, vor diesen Christus und wisse: Du wirst gesehen, du wirst gehört, du wirst umarmt! «Ich lasse mich anschauen! ich spreche aus, was mein Herz bewegt! Ich lasse mich umarmen...!»

Immer wieder eindrücklich: die Zugänge, die Br Thomas Freidel in San Francesco zur Kunst der Kirche erschliesst! Er tut es sowohl grundlegend wie für spezifische Gruppen auch anspruchsvoll!

Francescos Geist ist jedoch ebenso unterwegs zu erleben...

... und – damals zu Gast bei unterschiedlichsten Menschen - auch als Gäste in Assisi. Unser Lieblingshotel bleibt der sympathische Familienbetrieb des Albergo La Rocca an der Porta Perlici in der Altstadt. Tante grazie, famiglia Roberti!


