Faszinierende Wege durchs Rietital
Das Rietital hat durch seine Perlenkette an Eremitagen des Franziskus den Namen "Valle Santa" bekommen. Immer wieder führen unsere spirituellen Reisen und Pilgerwege kurz ins weite Rund zwischen Sabinerbergen und Terminillogipfel. Diesen August haben sich Br. Adrian Müller und Br. Niklaus Kuster eine Woche lang wandernd durchs Tal bewegt. Dabei hat die geschichtsträchtige Wahlheimat der ersten Franziskaner sowohl mit ihren vertrauten Seiten wie auch ganz neuen Reizen überrascht.
Das Bild zeigt den Sonnenaufgang bei der Cappelletta, der Kapelle auf 1200 m.ü.M., dich hoch über Greccio auf die ganze "Muschel" von Rieti schauen lässt. Wer nicht wie wir da oben im Freien lagern möchte, kann bei der Gemeinde von Greccio den Schlüssel für die obere Etage des schlichten Gipfelhauses, ein Bau der Comunità Montana, bekommen.
Gut geschilderte Pilgerwege verbinden nicht nur die urfranziskanischen Klösterchen Greccio, Fontecolombo, La Foresta und Fontecolombo, sondern auch Assisi mit Spoleto, Terni, Piediluco, Rieti und Rom. Überaus praktische Handreichungen für Pilgernde haben die Gemeinden des Rietitales erarbeitet und gratis zur Verfügung gestellt. Sie sind erhältlich in den grossen Touristeninfos, Reisebüros des Tales und auch per Mail zu bestellen:
Was für italienische Verhältnisse überrascht, sind die meist beschauliche Routenwahl auf Naturwegen durch Wälder und Felder und die gute Bezeichnung der Wege. Die franziskanischen Orte laden - auch nicht speziell Religilöse - zu existenziellen Betrachtungen der eigenen Realität: in Greccio mit dem eigenen Menschsein und der Menschwerdung, in Fontecolombo den Strukturen und Regeln, die dem Leben dienen, in La Foresta mit dem Zusammenspiel von Sammlung und Engagement sowie dem Umgang mit den Grenzen der Gesundheit und in Poggio Bustone mit Krisen im eigenen Leben und der Versöhnlichkeit.
Das Rietital - eine weitere Erkenntnis - lässt sich von ökologisch Gesinnten auch leicht wandernd und mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkunden. Für Letzteres empfiehlt sich der Standort Rieti, wo Busse mehr oder weniger oft am Tag in alle Richtungen fahren.
Die besonderen Orte des Tales sprechen dann am eindrücklichsten, wenn sie nicht in kurzen Visiten besucht, sondern zu Fuss aufgesucht werden - und wenn man sich Zeit an diesen Stätten nimmt, an denen Franziskus und seine Brüder bis zu 40 Tage und Nächte verbracht haben.
Das zweite Bild zeigt die Eremitage San Francesco in den Wäldern über Poggio Bustone. Sie erzählt - eindruzcksvoller noch als die anderen Orten - von den Anfängen, die aus schlichten Höhlen bestanden, bei denen entweder bereits ein Oratorium (kleine Gebetskapelle) bestand oder aber durch die Brüder errichtet wurde. In Greccio, Fontecolombo und im Convento San Giacomo von Poggio Bustone lässt sich das spätere nntstandene schlichte urfranziskanische Kloster noch immer wie ein Geschichtsbuch lesen - und ebensdo die Erweiterung zu einem "klassischen" Kloster der Franziskaner-Spiritualen und -Observanten. Beim Lagern wie die allerersten Brüder, mit Essen vom Lagerfeuer und Schlafen "a mille stelle" oder in Höhlen, ist Umsicht geboten: erst Recht, wenn die Orte sich in Schutzgebieten befinden.
Wer hat Poggio Bustone und die Rietiberge schon aus dieser Perspektive gesehen? Erst seit kurzem ist die Talebene ebenfalls auf Wander- und Pilgerwegen durchquerbar. Der Weg von Poggio über Borgo San Pietro um den Lago Longo verzaubert quer durchs Naturreservat der zentralen Seen mit reizvollen Uferlandschaften und unberührter Natur. Der Weg um den Lago di Ripa Sottile dagegen führt auf der markierten Route teilweise in fast dschungelähnliche Wildnis (bis das wilde Kernstück des Pfades, nur von August bois Oktober zugänglich) denn ausgelichtet wird. Das war zu Beginn des Monats bei unserem Pilgern noch nicht der Fall.
Wer vor Ort mit den Brüdern der frühen Klösterchen ins Gespräch kommt, erfährt auch Berührendes aus neuerer Zeit. So hat uns Fra Domenico in Greccio nicht nur die liebste Höhle des Franziskus gezeigt, sondern auch in Felsenkeller schauen lassen, in denen die Brüder während des Zweiten Weltkrieges jüdische Familien versteckt hielten. So bekannt und berühmt "Assisi underground" geworden ist, es gibt kleine und grosse Heldentaten ähnlicher Art auch an solchen Orten.
Die Missionszeitschrift der Schweizer Kapuziner widmet jeweils die letzten Seiten jeder Ausgabe einem franziskanischen Ort. Der aktuelle Jahrgang ist mit gut illustrtrierten Porträts dem Rietital gewidmet. Die Zeitschrift lässt sich bestellen bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!